Anbau und Ernte von Flachs

Klimatische Voraussetzungen für Flachs

Der Flachs gilt zunächst als Pflanze des maritimen Klimas (stetiger Wechsel von Sonne und Regen, häufiger Wind, keine Spätfröste und keine übermäßig hohen Temperaturen in Mai und Juni) geworden. Sein ideales Klima findet sich somit in den Küstenbereichen von Nordfrankreich, Belgien, Niederlande und in Teilen Norddeutschlands. Dem maritimen Klima vergleichbare Verhältnisse finden sich auf den Westseiten (Regenseite!) der Mittelgebirge, in der Voralpenregion sowie in bestimmten Tallagen. Selbstverständlich wird Flachs auch in Klimaten angebaut, welche einen mehr oder weniger starken kontinentalen (sommertrocken, windarm, Spätfrostgefahr etc. ) Einschlag haben (z.B. Polen, Rumänien, Teile Russlands und der Ukraine, China) oder in denen ein später Beginn der Vegetationsperiode verbunden mit einem frühen Ende der Feldarbeit (z.B. Schweden, Finnland, Baltikum, Weißrußland, Teile Rußlands) das Anbau- und besonders das Ernterisiko im Mittel der Jahre signifikant erhöht. Somit ist mit suboptimalen klimatischen Bedingungen häufig auch eine verringerte Aussicht zur Erzeugung von qualitativ hochwertigen Fasern verknüpft.

Grundsätzlich jedoch können besonders günstige Standortfaktoren wie beispielsweise ein Boden mit hoher Wasserspeicherfähigkeit negative klimatische Faktoren wie mangelnden Niederschlag zur Hauptwachstumszeit zumindest teilweise kompensieren.

Das diese Kompensation nicht zwingend ist geht allein schon aus der Tatsache hervor, dass die weltweit besten Flachsfasern mit den weltweit höchsten Flächenerträgen fast ausschließlich in Westeuropa gewonnen und an die in anderen Anbaugebieten gelegenen Verarbeitungszentren verkauft werden.

Nicht so augenfällig wie die klimatischen Einflüsse ist der Einfluss der Tageslänge auf die Leistung der Flachspflanze . Der Flachs ist eine „Langtagspflanze“. Er sollte deshalb unter den Bedingungen eines kurzen Tages (das ist unseren Breiten im Frühjahr gewährleistet) gesät werden um eine optimales Wurzelwachstum anzuregen. Bei Eintritt in die generative Phase (Blüte bzw. Samenbildung) sollten Langtagsbedingungen herrschen, damit sowohl kräftige Samen gebildet werden können als auch eine gleichmäßige Abreife des Bestandes gewährleistet sein kann.

Bester Flachs braucht ein maritimes Klima

Standort

Ein geeigneter Standort ist die Basis für jeden erfolgversprechenden Flachsanbau; dabei sind neben den kleinräumigen meteorologischen Eigenheiten (z.B. Niederschlagsmenge und –verteilung sowie Spätfrostgefahr) die Bodenqualität sowie Lage und Form des Feldes von Bedeutung.

Bodenqualität

Flachs braucht einen Boden „in alter Kraft”. Darunter versteht man tiefgründige Böden (sandige Lehme oder lehmige Sande meist 40 bis 60 BP) mit ordentlichen Gehalten an Kernnährstoffen (Stickstoff, Kalium, Magnesium, Phosphor) sowie mit einer guten Versorgung von Spurennährstoffen (besonders Mangan, Zink, Kupfer, Bor). Der optimale pH-Wert liegt bei 5.5 – 6. Der Steinanteil sollte möglichst gering sein, obenliegende Steine über doppelter Faustgröße sind abzusammeln. Permanente Verdichtungszonen im Boden (Vergleiung, Ortsteine) sprechen gegen einen Flachsanbau, Strukturschäden durch zu nasse Bearbeitung sind absolut zu vermeiden. Stark verschießende Böden führen zu heterogenen Aufwuchsbedingungen und damit zu ungleichmäßigen Beständen mit all ihren negativen Folgen für korrekte Bestandesführung und Ernte; diese Böden sind gleichfalls vom Flachsanbau auszuschließen. Die Fähigkeit eines Bodens, Wasser aus Niederschlägen zu speichern ist ähnlich wesentlich wie die Niederschlagsverteilung und kann diese in gewissen Grenzen kompensieren. Für die Flachspflanze ist es entscheidend, das in der kritischen Streckungsphase (Mitte Mai bis Ende Juni) mindestens 150 mm Wasser zur Verfügung stehen.

Standortfruchtbarkeit

Je fruchtbarer ein Standort ist, d.h. je größer sein Nährstoffpotential und je besser seine Wasserversorgung sind, desto zurückhaltender muß die Anbaustrategie hinsichtlich Sortenwahl, Aussaatdichte und Düngungsregime gehandhabt werden. Im Zweifelsfall, insbesondere bei zu hohen Nmin Werten zu Vegetationsbeginn, sollte einVerzicht auf die Aussaat bzw. die Nutzung der Fläche für eine andere Sommerfrucht (z.B. Mais) in Betracht gezogen werden. Dies gilt dann um so mehr, wenn sich aus spätem Aussaatzeitpunkt und labiler Sorte ein weiteres Risikopotential ergibt. Mittlere und eher schwache Böden stellen sich weitaus unproblematischer dar; sie verzeihen ein hohes Nmin-Niveau leichter.

Feldform und Lage

Hinsichtlich Pflege und Ernte sind rechtwinkelige Felder mit einem möglichst weiten Verhältnis von Länge zu Breite zu bevorzugen. Insbesondere die Effektivität der schwadgebundenen Ernte profitiert von einem dann kleinen Vorgewende und langen Reihen. Die Einzelflächengröße sollte aus den gleichen Gründen 5 ha nicht unterschreiten. Hohe Waldränder und Knicks auf der Süd- und Westseite sind zu vermeiden, diese führen durch verzögertes Abtrocknen der Feldränder zu Problemen bei der Ernte. Ebenso sollten die Flächen nicht von Gräben, Teichen oder Gründen unterbrochen sein, weil auch diese zur Anlage von aufwändigen zusätzlichen Vorgewenden zwingen. Weiterhin sollten Flachsflächen nur geringe Hangneigung aufweisen und diese sollte möglichst nicht quer zur Fahrtrichtung liegen. Nordhänge sollten aufgrund der ungünstigen Trockenbedingungen zur Ernte grundsätzlich vermieden werden.

Vorfrucht

Für die Vorfrucht sind ähnliche Betrachtungen anzustellen wie für die Standortfruchtbarkeit; genau genommen variiert die Vorfrucht lediglich die durchschnittliche Fruchtbarkeit eines Standortes. Das Anbaurisiko von Flachs in Gestalt von Lager- und Faserqualitätsproblemen steigt bei Vorfrüchten, die entweder durch ihre Ernterückstände ein relativ hohes Nährstoffpotential im Boden zurücklassen (nicht geborgenes Rübenblatt, Feldgemüse) oder die hohe N-Gaben nicht in Ertrag umsetzen konnten und dieser Stickstoff über Winter erhalten blieb. Stark abtragende Früchte oder in sehr knappem Düngeregime geführte Kulturen dagegen sind günstig für den nachfolgenden Flachs..

Spätfrostgefahr

Die Flachsaussaat soll so früh wie möglich erfolgen, sofern eine einwandfreie Bodenbearbeitung und Saat möglich ist. Dies kann für die küstennahen Bereiche unumschränkt gelten. Wird Flachs auf sehr leichten (Beregnungs)Standorten und/oder dunklen Böden angebaut, so ist die Gefahr von Spätfrösten nicht zu unterschätzen. Diese kann in einzelnen Jahren zu einem vollständigen Umbruch und gegebenenfalls Neuansaat der Flachsflächen führen. Allerdings ist die Zahl der für die Aussaat verfügbaren Feldarbeitstage auf diesen leichten Böden auch so hoch, dass ein etwas späterer Saattermin riskiert werden kann.

Homogene Böden und ebene, gleichmäßig geschnittene Flächen erleichtern Anbau und Ernte

Aussaat

Die Aussaat legt das Fundament für eine erfolgreiche Flachskultur: eine fachgerechte Bodenbearbeitung vorausgesetzt werden mit der Wahl von Sorte, Saatzeitpunkt und Aussaatdichte die entscheidenden Weichen für die Vegetationsperiode gestellt, die von den später in Erscheinung tretenden Phänomen wie Witterungsverlauf, Unkraut- und Schädlingsdruck sowie den daraus resultierenden Pflanzenbehandlungsmaßnahmen modifiziert werden. Dabei wird in der Praxis immer wieder deutlich, daß bei der Aussaat begangene Fehler über den gesamten Wachstumsverlauf zu beobachten und i.d.R. nicht zu beheben sind. Im Gegenteil: oft werden die Schäden mit der Zeit immer deutlicher.

Saatdichte

Vom Standpunkt der Faserqualität aus betrachtet ist die Aussaatdichte so zu wählen, daß eine Bestandesdichte von etwa 1900 Pflanzen je m2 etabliert werden kann. Darüber hinaus gehende Bestandesdichten verbessern zwar die Faserfeinheit, dies jedoch auf Kosten der Standfestigkeit; deutlich geringere Bestandesdichten (< 1500 Pflanzen/m2) führen häufig zu gröberen und damit geringwertigeren Fasern.

Die Überlegungen zur Aussaatdichte werden daher von folgenden kritischen Punkten geprägt:

  • Standortfruchtbarkeit 
  • Vorfrucht 
  • Feldaufgang 
  • Saatzeitpunkt 
  • Sorte
  • Standortfruchtbarkeit

Je fruchtbarer ein Standort ist, d.h. je größer sein Nährstoffpotential und je besser seine Wasserversorgung, desto restriktiver muß die Aussaatdichte gehandhabt werden. Im Zweifelsfall, insbesondere bei zu hohen Nmin Werten, sollte der Verzicht auf eine Aussaat bzw. die Nutzung der Fläche für eine andere Sommerfrucht (z.B. Mais) in Betracht gezogen werden. Dies gilt dann um so mehr, wenn sich aus spätem Aussaatzeitpunkt und labiler Sorte ein weiteres Risikopotential ergibt. Mittlere und eher schwache Böden stellen sich weitaus unproblematischer dar; sie verzeihen eine zu hohe Aussaatdichte leichter.

Vorfrucht

Für die Vorfrucht sind ähnliche Betrachtungen anzustellen wie für die Standortfruchtbarkeit; genau genommen variiert die Vorfrucht lediglich die durchschnittliche Fruchtbarkeit eines Standortes. Abschläge der Aussaatdichte sind bei Vorfrüchten zu machen, die entweder durch ihre Ernterückstände ein relativ hohes Nährstoffpotential im Boden zurücklassen (nicht geborgenes Rübenblatt, Feldgemüse) oder die hohe N-Gaben nicht in Ertrag umsetzen konnten und dieser Stickstoff über Winter erhalten blieb.

Stark abtragende Früchte oder in sehr knappem Düngeregime geführte Kulturen dagegen erlauben Zuschläge zur Aussaatdichte.

Feldaufgang

Neben der Saatgutqualität und der Ablagetiefe wird der Feldaufgang in erster Linie durch die Bodenart und den Witterungsverlauf zwischen Aussaat und Auflauf bestimmt. Strukturstabile und gut wasserhaltende Böden lassen meist einen hohen Feldaufgang erwarten; dies sowohl, wenn es nach der Aussaat trocken bleibt als auch bei Starkregenereignissen zwischen Saat und Auflauf.

Strukturlabile Böden, insbesondere solche mit einem hohen Schluffanteil, bleiben bei trockener Witterung zwar unproblematisch, können jedoch nach starken Niederschlägen unmittelbar nach der Aussaat und nachfolgender Trockenheit so ausgeprägte Krusten bilden, so daß der Feldaufgang um bis zu 50% reduziert werden kann. Ein Brechen dieser Krusten mit Cambridgewalzen ist neben dem Problem der Schlepperspuren auch wegen der zumindest kurz vor Auflaufen unvermeidbaren Beschädigungen der Keimlinge nur das allerletzte Mittel. Manchmal ist das Warten auf Regen billiger und führt zu dem gleichen Effekt. Falls starke Krusten jedoch erhalten bleiben können diese im Extremfall zu einem so stark verminderten Aufgang führen, daß reguläre Bestandesdichte nicht erreicht wird.

Sehr leichte Böden sind zwar problemlos hinsichtlich Krustenbildung, können jedoch gelegentlich bei trockenem Witterungsverlauf eine ausreichende Wasserversorgung des Keimlings nicht sicherstellen. Hinzu tritt der Umstand, daß bei geringer Ablagetiefe manchmal die Feuchtigkeit noch nicht einmal ausreicht um den Quellungsprozeß des Samens zu initiieren. Dies führt im weiteren Verlauf zu einem Auflaufen in mehreren Schüben und damit zu einem sehr heterogenen Bestand. Reißt der Kontakt des Keimlings mit dem Bodenwasser während der Auflaufphase ab, so kann dies zu einem Vertrocknen vor allem derjenigen Pflanzen führen, die etwas flacher zur Ablage gekommen sind. Dieses Phänomen führt in der Praxis gelegentlich zu der Unterstellung, daß die Keimfähigkeit bzw. die Gesundheit des Saatgutes mangelhaft gewesen sei.

Kühl-feuchte Witterung nach der Saat stellt die Gesundheit der Saat auf eine harte Probe. Mit der Zeit läßt die Wirkung der Pflanzenschutzmittel, in der Regel sind es Fungizide, nach. Es Teil der Keimlinge kann dann bereits auf dem Weg ans Licht Pilzkrankheiten, insbesondere Botrytis zum Opfer fallen.

Saatzeitpunkt

Die Wahl des Saatzeitpunktes wird neben den allgemeinen Restriktionen wie Befahr- bzw. Bearbeitbarkeit des Bodens oder Arbeitskapazität durch die potentielle Lagerneigung eines Standortes, die Gefahr des Auftretens von Spätfrösten sowie von strategischen Überlegeungen zur Ernteorganisation geprägt.

Lagerneigung

Je früher der Flachs gesät werden kann, desto weiter sollte die Aussaatstärke ausgeschöpft werden. Umgekehrt sollten Spätsaaten nur mit verminderter Saatmenge in den Boden gebracht werden; begründet ist dies zunächst in der Beobachtung, daß die Lagerneigung unter sonst vergleichbaren Bedingungen zunimmt, je später gesät wird. Ein Unterschied zweier Flächen im Aussaatzeitpunkt von 30 Tagen ist bei der Ernte auf etwa 15 Tage zusammengeschrumpft. Diese Aufholjagd kann nun dazu führen, daß die Ausbildung des Stützgewebes noch mehr dem Aufbau von Biomasse hinterher hinkt als es ohnehin schon der Fall ist. Kommen dann in der kritischen Zeit der Vorblüte noch entsprechende windbegleitete Niederschläge hinzu, treten ausgesprochen schwere Lagereffekte auf.

Spätfrostgefahr

Wie bereits erwähnt soll die Flachsaussaat so früh wie möglich erfolgen, sofern eine einwandfreie Bodenbearbeitung und Saat möglich ist. Dies kann für die küstennahen Bereiche unumschränkt gelten. Wird Flachs auf sehr leichten Standorten mit dunklen Böden angebaut, so ist die Gefahr von Spätfrösten nicht zu unterschätzen, die in einzelnen Jahren zu einem vollständigen Umbruch und gegebenenfalls Neuansaat der Flachsflächen geführt haben. Allerdings ist die Zahl der für die Ausssaat verfügbaren Feldarbeitstage auf diesen leichten Böden auch so hoch, daß ein etwas späterer Saattermin riskiert werden kann.

Ernteorganisation

Für eine großflächige Ernteorganisation, die eine Vielzahl von Flächen unterschiedlichster Eigenart zu bearbeiten hat ist es außerordentlich schwierig, alle Flächen zu einem optimalen Zeitpunkt zu beernten. Es ist leicht vorzustellen, daß bei zufallsverteiltem Saatzeitpunkten die Einzelflächen willkürlich verstreut die Reife erreichen. Es ist daher anzustreben, daß in einer Region überwiegend sehr früh, früh oder eher spät gesät wird. Dies zahlt sich bei der Ernte in Gestalt optimaler Reifezustände von in räumlicher Nähe gelegenen Feldern sowie der daraus sich ergebenden Option auf ein kontinuierliches, wellenartiges Vorrücken der verschiedenen Erntemaschinen -entsprechend den unterschiedlichen Arbeitsschritten- in Süd-Nord-Richtung aus.

Leichtes Anwalzen bei der Aussaat erleichtert in trockenen Jahren den Auflauf

Sorte

Die Sorte stellt eines der wenigen frei wählbaren Elemente des Flachsanbaues dar. Dabei kann grundsätzlich die Regel gelten: Es gibt keine ungeeigneten Sorten , jedoch gibt es sehr wohl für bestimmte Sorten ungeeignete Standorte!

In den letzten 20 Jahren hat die Geschwindigkeit der Sortenwechsel immer mehr zugenommen. Hatten früher die Spitzensorten eine Nutzungszeit von 15 und mehr Jahren, so sind es heute in der Regel weniger als 5 Jahre, in denen eine Sorte in größerem Maßstab in der Praxis eingesetzt wird. Gleichzeitig hat sich das Sortenspektrum verbreitert, d.h. für immer mehr Anbau- und Nutzungsstrategien sind individuell darauf abgestimmte Sorten verfügbar. Je spezieller jedoch die optimalen Bedingungen für eine Sorte sind, desto höher wird auch das Risiko eines Misslingens in den Fällen, als sich die speziellen Bedingungen wider Erwarten nicht einstellen. Die richtige Kombination spezifischer Sorteneigenschaften im Verhältnis zu den Standorteigenschaften ist letztendlich ausschlaggebend für eine Anbauentscheidung.

Folgende Kriterien sind wesentlich für die Sortenwahl:

  • Resistenz gegen Pilzkrankheiten
    Vor allem in Regionen mit kontinuierlichem Flachsanbau ist aufgrund des latenten Krankheitspotenzials im Ackerboden die Verwendung von Sorten unumgänglich, die gegen jene bodenbürtigen Pilzkrankheiten unempfindlich sind. Die auf Flachs spezialisierten Pilze können immerhin bis zu 15 Jahre auf den nächsten Flachsanbau warten und trotzdem gefährlich bleiben. So sind beispielsweise die Sorten Hermes, Elektra oder Evelin sehr gut resistent gegen Fusariose, jedoch recht gefährdet von Flachsbrand. Umgekehrt sind gegen Flachsbrand resistente Sorten wie bsp. Elise von Fusariose oft hochgradig gefährdet.
  • Entwicklungsgeschwindigkeit
    Vor allem für Standorte, die aufgrund ihres Bodens oder der regionalen Witterung nur eine späte Saat zulassen ist es notwendig „schnelle“ Sorten einzusetzen, welche diese Verspätung wieder aufholen können. So kann die Ernte zu einem moderaten Zeitpunkt einsetzen.
    Auch der Wunsch nach einer Entzerrung der Erntearbeiten (es ist nicht sehr angenehm, wenn sämtliche Felder gleichzeitig reif werden) spricht für den Einsatz von Sorten unterschiedlicher Entwicklungsrythmen. So sind die Sorten Viola oder Aurore sehr früh reif, während Argos oder Escalina sehr spät reif werden. Durch geeignete Sortenwahl unter Berücksichtigung deren jeweiliger Standorte (frühe Sorten auf frühe Standorte) kann das „Zeitfenster Ernte“ ohne Qualitäts- oder Ertragsverzicht nahezu verdoppelt werden.
  • Lagergefährdung
    Um die Zeit der Flachsblüte besteht aufgrund der Voreilung des Massenwachstums vor dem Festigungswachstum das höchste Risiko, dass die Flachspflanzen von Regen und Wind niedergedrückt werden. Unter sonst gleichen Bedingungen sind einige Sorten sehr stark gefährdet (z.B. Hermes, Evelin, Marylin) während andere Sorten deutlich stabiler stehen (z.B. Aurore, Venus). Leider gibt es einen recht engen Zusammenhang zwischen Ertrags- bzw. Qualitätspotenzial und Lagerneigung: die Sorten mit dem höchsten Faserertragspotenzial bei hoher Faserqualität sind auch die hinsichtlich Lagerrisiko führend.
  • Stroh- und Faserertrag
    Die Unterschiede innerhalb der aktuell verfügbaren Flachssorten hinsichtlich Mengenertrag sind gewaltig. Dabei sind die Unterschiede im Langfaserertrag je Flächeneinheit größer als im Strohertrag je Flächeneinheit. (z.B. Sorte Hermes hat einen um fast 30 % höheren Langfasergehalt als die (ältere) Sorte Belinka, jedoch nur einen um 2% höheren Strohertrag; umgekehrt hat Belinka einen um 20% höheren Samenertrag als Hermes. Die deutlich höhere „Faserkonzentration“ der Sorte Hermes spricht vor dem Hintergrund ansonsten weitgehend gleicher Kosten doch sehr für deren Einsatz, sofern nicht andere – negative – Sorteneigenschaften wie beispielsweise Lagerneigung oder Entwicklungsgeschwindigkeit dagegen sprechen.
  • Faserqualität
    Zwar gibt es durchaus Marktsituationen, die aufgrund nur geringer Preisunterschiede innerhalb des Faserqualitätsspektrums einer Massenerzeugung den ökonomischen Vorzug einräumen, meist jedoch ist eine hohe Faserqualität Voraussetzung für eine maximale Wertschöpfung. So hat die ertragsstarke Sorte Hermes eine Tendenz zu eher gröberer und magerer Faser, während Evelin oft feinere und fettere Fasern aufweist.

Sorten können sich deutlich in ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit unterscheiden

Düngung und Pflege von Flachs  

Konventionelle Landbewirtschaftung

Unter konventioneller Landwirtschaft wird eine Art Nutzung verstanden, welche im Rahmen bestehender Gesetze unter Einsatz von Mineraldünger sowie Pestiziden betriebswirtschaftlich optimierte (enge, oft nur dreigliedrige) Fruchtfolgen fährt bzw. betriebswirtschaftlich optimierte Tierhaltungsformen betreibt.

In dem konventionellen Bodennutzungssystem stellt der Flachs hinsichtlich Intensität von Düngung und Pflanzenschutz aufgrund seiner eher geringen Ansprüche eine gewisse Ausnahme dar. Am deutlichsten wird dies in der Höhe der Stickstoffdüngung: diese liegt bei Flachs mit etwa 20 kg/ha um den Faktor 10 niedriger als bei Weizen oder Raps. Da Flachs aufgrund der langen Erntephase und der damit verknüpften Auswaschung zuvor aufgenommener Nährstoffe nur einen geringen Nährstoffexport vom Feld zu verantworten hat, sind (bei einer bilanziellen Betrachtung) auch nur eher geringe Nährstoffmengen zu ersetzen. Die im Boden befindlichen Mengen an Kernnährstoffen Stickstoff und Phosphor reichen – bis auf eine marginale N-Startgabe- in der Regel für die Extensivkultur Flachs aus. Im Boden sehr leicht bewegliche (und damit auswaschungsgefährdete) Nährstoffe wie Kalium und Magnesium werden in einer Größenordnung von 60 kg/ha bzw. 20 kg/ha nach dem Auflauf der Pflanzen in schwefelsaurer Form ausgebracht. Nahezu standardmäßig erfolgt eine Düngung mit Zink; dieses ist ein Schlüsselelement bei der Produktion pflanzeneigener Hormone, welche einen massgeblichen Einfluss auf das Streckungswachstum und damit die Länge der Pflanzen haben. Daneben können bestimmte Böden und Witterungsentwicklungen den Einsatz von Bor-, Mangan- und Kupferpräparaten sinnvoll machen.

Im konventionellen Flachsanbau werden eine Reihe von Pestiziden eingesetzt:

  • Herbizide (Mittel gegen Unkräuter und Ungräser)
    Vor allem in der Anfangsphase ist die Konkurrenzkraft von Flachs gegenüber Schadpflanzen nur schwach ausgeprägt. Insbesondere massenwüchsige Pflanzen wie Hohlzahn oder Quecke strunkbildende Pflanzen wie Raps oder Melde und windende Pflanzen wie Knöterich, Vogelwicke oder Klettenlabkraut sind als Nährstoffdiebe oder aufgrund ihrer die Ernte behindernden Eigenschaften bei Anbauern höchst unbeliebt. Die meisten dieser Pflanzen sind mit dem sehr flachsverträglichen Wirkstoff Bentazon und dem aggressiveren Bromoxynil in individuell angepassten Mischungsverhältnissen im Zaum zu halten . Nur noch selten kommt der ältere, weniger gut verträgliche Wirkstoff MCPA gegen Vogelwicke und Hohlzahn zum Einsatz. Neuere Präparate aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe stellen bei erheblichen Wirkungslücken hohe Anforderungen an die Anwendungsgenauigkeit hinsichtlich Ausbringungsmenge und –zeitpunkt .
  • Fungizide (Mittel gegen Schadpilze)
    Die gefährlichsten Pilzkrankheiten des Flachses sind samen- oder bodenbürtig. Insoweit scheiden protektive Fungizide, also solche die eine Pilzinfektion verhindern sollen, von vornherein aus. Auch der Einsatz von kurativen Fungiziden, also solchen, die eine bereits erfolgte Infektion bekämpfen, hat sich aufgrund des ungünstigen Kosten/Wirkungsverhältnisses nicht durchgesetzt. Saatgut wird allerdings standardmäßig gegen Pilzkrankheiten behandelt; diese Mittel gehören meist zur Gruppe der Azole.
  • Insektizide (Mittel gegen Insekten)
    Neben Schnecken und Käfern, welche die auflaufenden Samen bedrohen sind es vor allem Blattwanzen und Thripse, welche zu empfindlichen Schäden führen können. Blattwanzen fallen bevorzugt von den die Felder umgebenden Hecken und Bäumen ein; sie bringen den Vegetationsknoten zum Absterben, so dass die Flachspflanze sich verzweigt oder aus einer Blattachsel einen Ersatztrieb bildet. Häufig reicht eine Randbehandlung mit einem Pyrethroid aus um die Schäden zu begrenzen. Trockenes und heisses Wetter begünstigt die rasante Vermehrung von Thripsen, die über große Entfernungen zufliegen können. Die Thripse sitzen in der sensiblen Spitzenknospe und besaugen das dort noch undifferenzierte Gewebe. Dieses zeigt in der Folge nach Ausdifferenzierung typische korkenzieherartige Verdrehungen und Deformationen. Schwerer Befall bei heißer Witterung kann wegen der immensen Vermehrungsgeschwindigkeit der Thripse zu Totalausfällen führen. In diesen Fällen wird eine Behandlung des gesamten Bestandes mit systemischen Insektiziden notwendig.
  • Wachstumsregler (Mittel zur Längensteuerung der Pflanzen)
    Je weiter das Ertragspotenzial von Flachs ausgereizt wird, desto häufiger muss man zur Zeit des Streckungswachstums erkennen, dass ein Bestand in Hinblick auf Masse oder Stickstoff überzogen ist. Damit besteht ein hohes Risiko, dass der Bestand ins Lager geht und so schwere Mengen- und Qualitätseinbußen drohen. Mit Wachstumsreglern kann das Streckungswachstum für einige Tage angehalten werden und das Festigungsgewebe kann sich stärker ausprägen. Häufig gelingt es auch, eine lichtarme und regenreiche Phase zu überstehen und sich in eine sonnige, trockene Phase zu retten. Allerdings können Wachstumsregler auch zu deutlichen Reifeverzögerungen sowie – fälschlich vor langen Trockenphasen angewendet – zu stark verkürzten Pflanzen führen.

Kalium und Magnesium werden nahezu standardmäßig gedüngt

Kontrolliert biologischer Flachsanbau

Unter ökologischer er Landwirtschaft wird eine Art nachhaltige Nutzung verstanden, welche im Rahmen bestehender Gesetze, Richtlinien und Kontrollsystemen anerkannter Verbände ohne Einsatz von Mineraldüngern oder Pestiziden ökologisch optimierte (weite, bis zu neungliedrigen) Fruchtfolgen fährt.

Dabei sind Böden, welche seit langer Zeit von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft umgestellt sind , für den Flachsanbau besonders geeignet. Es scheint, das besonders die Stickstoffdynamik der ökologisch bewirtschafteten Böden den Mengen- und Zeitbedürfnissen von Flachs entgegen kommt. So finden sich im ökologischen Flachsanbau weitaus seltener Lagerprobleme als im konventionellen Anbau. Auch sind in ökologischen Anbausystemen bislang keine Erscheinungen, welche auf Nährstoffmangel zurück zu führen wären, bekannt geworden. Insoweit ist ein erfolgreicher Flachsanbau auch auf vordergründig ungedüngten Böden zweifellos möglich. Dabei darf nicht übersehen werden, dass eine Reihe anderer Mechanismen zur Bereitstellung eines ausgewogenen und ausreichenden Nährstoffangebotes an die Pflanzen genutzt werden. So führt der Einsatz von Zwischenfrüchten wie Senf oder Klee zu einem Aufschluss und Sicherung von Nährstoffen aus dem Bodenkörper zw. zu einer Umwandlung von Luftstickstoff zu pflanzenverfügbaren „Düngestickstoff“. Gleichzeitig erhöht die Biomasse aus den eingearbeiteten Pflanzen den Humusgehalt des Bodens und damit dessen Möglichkeit Nährstoffe leicht pflanzenverfügbar zu speichern. Zunächst in Form von Tierfutter oder –einstreu vom Feld exportierte Nährstoffe finden als Mist oder Jauche ihren Weg zurück auf die Fläche: der Nährstoffkreislauf schließt sich.

Flachs als „abtragende“ Frucht wünscht keine Düngung mit solchen organischen Düngemitteln. Er profitiert jedoch von einem Boden „in alter Kraft“, bei dem sich auf hohem Niveau Nährstoffentzug und Nährstoffrückführung die Waage halten.

Unkrautbekämpfung

Ähnlich wie in Hinblick auf Nährstoffe wendet die ökologische Landwirtschaft eher indirekte Strategien der Schadorganismenbekämpfung an: dies beginnt mit dem Einsatz von besonders vitalem Saatgut in optimal hergerichteten Böden. So verschiebt sich beispielsweise die Aussaat von Flachs auf ökologisch bewirtschafteten Flächen meist um ein bis zwei Wochen, da die Felder mehrfach durchgearbeitet werden um Unkräuter zunächst zum Auskeimen anzuregen und sie anschließend durch übereggen abzutöten. Die spätere Saat führt in der Regel auch zu einer schnelleren Jugendentwicklung und damit verbessserten Konkurrenzkraft gegenüber den nach der Aussaat aufgelaufenen Unkräutern. Letztere sind innerhalb enger Grenzen auch durch Striegeln zu bekämpfen; dies jedoch um den Preis, dass auch Flachspflanzen getroffen werden.

Schadpilze und Schadinsekten

Eine vielgliedrige Fruchtfolge führt stets dazu, dass auf eine einzige Kulturart spezialisierte Schadorganismen nur selten zum Zuge kommen und in den langen Anbaupausen stark dezimiert werden. Deshalb können zumindest die hoch spezialisierten Arten nur ein geringes Angriffspotenzial können. Ihr weniger spezialisierten Genossen sind stets präsent mit der Folge, dass auch ihre Frassfeinde stets Nahrung haben. So kann sich ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen ausbilden, welches eine epidemische Vermehrung der Schadorganismen in der Regel verhindert. Zusätzlich gibt es gewisse Präparate beispielsweise auf der Basis von Wasserglas oder Schachtelhalmextrakt, denen eine Wirkung gegen Schadpilze zugeschrieben wird. Auf großen Flächen jedoch steht deren Wirksamkeit häufig in einem ungünstigen Verhältnis zum Aufwand, so dass diese Massnahmen eher im Gartenbau verwenden finden. Auch Präparate auf Basis von Chrysantemen oder dem Neem-Baum haben, wenngleich nützlingsschonend, keinen festen Platz im Flachsanbau gefunden.

Im ökologischen Flachsanbau sind Fremdpflanzen keine Seltenheit

Die Ernte

Die Flachsernte ist ein relativ kompliziertes, langwieriges und kostenträchtiges Unternehmen. Ihre sorgfältige und zeitgerechte Durchführung bildet im „Haus Flachs“ den ersten Stock über dem „Fundament“ des Anbaues auf dem Acker und unter dem „Dach“ Verarbeitung und Vermarktung.

Ihr Ziel ist es, den Aufwuchs an Flachs möglichst vollständig in einem Zustand vom Feld zu bergen, welcher geeignet zur optimalen Durchführung der anschließenden Faseraufbereitung ist.

Die traditionelle Flachsernte besteht aus den Arbeitsschritten:

  • Raufen
  • Wenden ggfs. Entsamen
  • Pressen

Diese Struktur bleibt auch bei anderen als textilen Verwertungen mehr oder weniger erhalten, jedoch variieren die zu diesen Erntekonzepten eingesetzten Maschinen sehr stark.

Für eine ordnungsgemäße Flachsernte müssen die folgenden Grundvoraussetzungen unbedingt erfüllt sein:

  • Die Fläche muß frei von Steinen sowie anderen Störungsquellen für Erntemaschinen wie Beregnungsrohren, Draht, Baustahl etc. sein
  • Dränschächte und Steinhaufen müssen kenntlich gemacht werden. Die Fläche muß von der Wasserführung her geregelt sein (keine Sumpflöcher) und darf keine zu starke Hangneigung quer zur Bearbeitungsrichtung aufweisen.

Soll die Flachsernte darüber hinaus effektiv und kostengünstig möglich sein, so kommen weitere Voraussetzungen hinzu:

  • Ein freies Vorgewende vermindert den Zeitbedarf für die erste Phase der Raufarbeiten -das Anschneiden des Feldes- erheblich. Eine rechteckige Feldform macht zeitaufwendige Keile unnötig.
  • Liegt die Flachsfläche an einem Waldrand so kann je nach Baumhöhe ein Abstand von 10 bis 20 m nicht nur ein ungleichmäßiges Wachstum und Röste verhindern, sondern auch die Fläche besser abtrocknen lassen.
  • Hohe Waldränder auf der Südseite von Flachsflächen können besonders bei vorgerückter Jahreszeit ein Aufpressen des Flachsstrohs erheblich erschweren und unter Umständen sogar verhindern.
  • Ein ordentliches Saatbett und eine Produktionstechnik, die tiefere Spuren sowohl längs als auch quer zur Drillrichtung vermieden hat, erlauben den Erntemaschinen höhere Arbeitsgeschwindigkeiten und damit kostengünstigere Flächenleistungen bei Erhalt der Homogenität des Erntegutes.
  • Auch sollten die Flächen frei von massigen, stopfenden Unkräutern wie Raps und Melde sein, da diese Pflanzen vor allem beim Raufen und Wenden die Ursache für häufigen Störungen des Arbeitsablaufes sowie die Schwierigkeit der nachfolgenden Verarbeitung erhöhen.

Früher war die Flachsernte zwar mindestens so anstrengend wie heute, es bot sich jedoch viel mehr Gelegenheit zum Plaudern und Scherzen

Ernteverfahren Tauröste

Das Ziel der Flachsernte ist die Bergung von qualitativ hochwertigem Röststroh. Für Spezialzwecke, z.B. für die Papierindustrie kann auch ungeröstetes oder lediglich angeröstetes Flachsstroh in Frage kommen. Ebenso sind auch im Inland immer wieder Projekte in der Entstehung, die von un- bzw. angeröstetem Flachsstroh, teilweise bereits auf dem Feld teilentholzt- In Belgien und Frankreich wird, wenn auch in immer geringerem Maße, ungeröstetes Flachsstroh geerntet, welches später in Fabriken einer Wasserröste unterzogen wird.
Als weiteres Ernteprodukt kann der Samen gelten, sofern dieser bereits auf dem Feld zur weiteren Verwendung als Saatgut oder Konsumware abgetrennt wird.
Viele Schritte der traditionellen Ernte sind bis heute erhalten geblieben – Handarbeit wurde lediglich durch Maschinenarbeit ersetzt.

Reifezeitpunkt
Je nach Produktionsziel findet das Raufen zu verschiedenen physiologischen Entwicklungsstadien der Flachspflanzen statt.

Dabei unterscheidet man zwischen:

  • Grünreife
    Stängel etwa 1/3 entblättert, Stängelbasis verfärt sich leicht gelb, Hauptteil der Pflanze einschließlich Kapseln ist grün
  • Gelbreife
    Stängel etwa 2/3 entblättert, Pflanze grüngelb verfärbt „Zeisiggrün“ erste Kapsel haben bräunliche Farbe
  • Totreife
    Stängel vollständig entblättert, Pflanze gelb verfärbt, Kapseln weitgehend braun, Stängel stirbt beginnend von oben her ab.

Zum Stadium der Grünreife geraufter Flachs dient zur Herstellung allerfeinster Garne („Brüsseler Spitzen“), zwischen Grün und Gelbreife erhält man noch feine Fasern in schon ordentlicher Menge. Bei einem Hauptproduktionsziel Saatgut wird eher zwischen Gelb- und Totreife gerauft werden.

Dabei nimmt zwischen Grün- und Totreife die Menge an Fasern je Flächeneinheit zu – zunächst sehr stark, dann immer weniger ausgeprägt. Die Reißfestigkeit nimmt von Grünreife zu Gelbreife hin zu um gegen Totreife hin wieder deutlich abzufallen. Parallel dazu nimmt die Faserfeinheit von Grünreife zur Totreife hin ab. Zwischen Grünreife und Gelbreife fehlt noch eine Nuance zur typischen „zeisiggrünen“ Farbe

Raufen
Die Arbeitsweise der Raufmaschinen, welche in ein- und zweischwadiger Ausführung zum Einsatz kommen, ist im wesentlichen der technisch umgesetzter Handarbeitsvorgang, bei dem der Flachs aus der Erde gezogen und geordnet auf dem Feld abgelegt wird. Von etwa 10 cm breiten umlaufenden Gummibändern, den Raufriemen, wird der Flachs in etwa 30 cm Höhe eingeklemmt. Die Raufriemen werden schräg nach oben geführt und reißen dabei die eingeklemmten Flachspflanzen samt Teilen der Wurzel aus dem Boden. Eine Raufeinheit besteht aus vier Segmenten zu je 35 cm. Die vier Segmente werden in der Maschine zu einem Schwad vereinigt. Daraus ergibt sich eine maximale Arbeitsbreite von 1,4m je Schwad. In diesem kommen die Pflanzen parallel nebeneinander auf dem Feld zum Liegen. Schwierig wird es wenn die einzelnen Flachspflanzen länger als 120 cm gewachsen sind. Dann kommen durch kleine Ungenauigkeiten beim Fahren und durch einen gewissen Verzug der Einzelpflanzen die einzelnen Schwade statt nebeneinander übereinander zu liegen. Dies bringt viel Verdruss in den folgenden Arbeitsgängen mit sich. Wozu früher viele Menschen Tage brauchten erledigt heute eine Maschine in Minuten

Tauröste
Mit dem Raufen beginnt die Tauröste; sie ist notwendig, um die Flachsfasern in den Stengeln von unerwünschten anderen Pflanzenbestandteilen zu trennen und damit technisch gewinnbar zu machen.
Bei der Tauröste machen vor allem Pilze, aber auch Bakterien genau die Arbeit, mit der alle auch andere pflanzliche Materialien wie Blätter oder Wurzeln in den Kreislauf des Lebens wieder eingespeist werden: organisches Material wird angegriffen und in immer kleinere Einheiten aufgespalten bis schließlich nur noch Humus und Nährstoffe übrig bleiben, aus dem künftige Generationen von Pflanzen sich wieder bedienen.
Im Unterschied zu dem ungerichteten „normalen“ Aufschlussprozess in Feld und Wald darf die Tauröste (röten = niederdeutsch faulen) nur so weit gehen, dass sich die als Ertragsziel interessanten Fasern von den anderen Pflanzenteilen leicht trennen lassen, ohne jedoch selbst schon angegriffen zu sein. Der natürliche Fäulnisprozess wird deshalb durch Drehen des Flachsschwades vergleichmäßigt und schließlich bei Erreichen der „Röstreife“ durch Trocknen und Bergen abgebrochen.
Ein angenehmer Nebeneffekt der Tauröste besteht darin, dass in deren Verlauf der Großteil der vom Flachs während des Wachstums aufgenommenen Nährstoffe durch Regen und Tau ausgewaschen wird und dem Feld fein verteilt wieder zurück gegeben wird.
Höchst akurat liegt der Flachs während der Röste in langen Schwaden auf dem Feld

Entsamen
Im Verlauf des Röstprozesses kommt es zu massiven Mengen- und Qualitätsverlusten an Flachssamen. Deshalb muß zur Erzeugung von Saatgut oder zum menschlichen Verzehr bestimmter Leinsamens möglichst zu Beginn der Röstphase abgetrennt werden.
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeitenum Flachs zu entsamen: beispielsweise kann die Kapselernte mit einem Stripper erfolgen, d.h. einem Mähdrescher, welcher lediglich die Kapseln vom zunächst stehenbleibenden Flachsstroh abstreift und ausdrischt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß die Kapseln während dem Raufvorgang durch zusätzlich auf die Raufmaschine montierte Kämme abgekämmt werden.
Diese beiden Verfahren leiden unter der nicht synchronisierten Reife von Faser und Samen: wünscht man beste Faserqualität dann ist bei deren Erreichen ein Teil der Samen noch nicht ausgereift und entsprechend feucht; da unter diesen Umtänden ein Drusch nicht möglich ist muß das Material vor der weiteren Verarbeitung aufwendig getrocknet werden.
Wartet man umgekehrt bis die Samen in der Kapsel druschfähig trocken sind, so verschlechtert sich im Laufe dieser Abreife die Faserqualität oft beträchtlich.
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, das Entsamen mit dem ersten Wenden zu kombinieren. Dazu wartet man nach dem Raufen einige Tage ab, bis die Kapseln gut abgetrocknet sind (möglichst >25% Restfeuchte, in Notfällen bis 35%), aber noch nicht so trocken, daß sich die Kapsel an der Spitze schon wieder geöffnet hat und die Samen bei Bewegung ausfallen könnten.

Die Arbeitsweise dieser Maschinen läßt sich in folgende Phasen aufteilen:

  1. Aufnahme 
  2. Entkapseln 
  3. Sieben 
  4. Dreschen 
  5. Reinigen 
  6. Wenden

Das Flachsstroh muß zur Bearbeitung trocken sein; ansonsten sitzen die Kapseln so zäh am Stroh fest, daß die Riffelwalzen ganze Schwadteile abziehen und damit die Transporteinrichtungen aus ihren Führungen reißen. Ebenso wächst die Gefahr von Beschädigungen am Flachsstroh.
Die Kapseln sollten möglichst noch geschlossen sein, da ansonsten Samenverluste bei der Aufnahme des Schwades zu befürchten sind.
Sollte der gewonnene Samen einen Wassergehalt von mehr als 9% aufweisen, so muß schnell und schonend getrocknet werden, da ansonsten Qualitätseinbußen hinsichtlich Saatgutbeschaffenheit und Verzehreignung zu befürchten sind.

Wenden
Damit alle Schichten des Schwades gleichmäßig den Röstprozess durchlaufen, wird der Schwad ein- oder mehrmals gedreht. Dazu benutzt man ein- oder zweischwadig arbeitende, selbstfahrende (in Westeuropa selten gezogene) Wendemaschinen. Diese haben ein denkbar einfaches Arbeitsprinzip: sie nehmen den Flachsschwad durch eine Pick-up-Trommel mit paarweise exzentrisch angebauten Fingern auf, führen ihn zwischen Zahnriemen über Gleitstäbe, welche eine 180° Drehung beschreiben und legen ihn im hinteren Bereich ab, wobei die Höhenführung der Pick-up über ein Tastrad gewährleistet wird.
Beim Raufen muß bereits der Platz vorgesehen werden, auf dem die Wender ihren Schwad ablegen. Daher wird auf dem Feld dort mit dem Wenden begonnen, wo die Raufe aufgehört hat. Von dort an wird in umgekehrter Reihenfolge das gesamte Feld bearbeitet. Zuletzt wird das Vorgewende gewendet.

Eine Reihe von Voraussetzungen muß gegeben sein, damit die Wendearbeit effektiv durchgeführt werden kann:

  • Die Flachspflanze muß im Schwad parallel liegen; ein schon beim Raufen verwirrter Flachs führt beim Wenden umso leichter zu Funktionsstörungen der Maschine.
  • Der Schwad darf nicht zu dünn sein, andernfalls bleibt zwischen Zahnriemen und Gleitstangen zuviel freier Raum mit der Folge, daß sich die Flachsstengel gegeneinander verschieben und die Parallelität des Schwades verloren gehen kann.
  • Umgekehrt darf der Schwad nicht zu dick sein, da ansonsten die Pickup und die Führungsorgane im Gerät zu häufig verstopfen.
  • In der Praxis hat es sich gezeigt, daß stark böiger Wind in Verbindung mit frisch gewendetem Flachs zu erheblichen Problemen führen kann: weht er aus der Richtung der Wurzeln, kann er möglicherweise ganze Schwaden ‚umklappen‘, so daß diese auf dem Nachbarschwad zu liegen kommen und mühsam von Hand wieder geordnet werden müssen. Im Extremfall können sehr starke Winde mehrere Schwaden zu meterdicken Walzen aufwickeln. Diese sind dann nicht mehr erntefähig, die Fläche muß aufgegeben werden.
  • Weiterhin sollte der Schwad nicht naß sein, da in diesem Fall die Stabilität der Stengel zu gering ist und die Enden der Pflanzen abgeknickt werden.
  • Schließlich kann ein massiver Durchwuchs von Unkraut und/oder während der Röstphase gekeimten Leinsamen, besonders in Verbindung mit feuchtem Flachsstroh, zur Verschlechterung der Parallellage im Schwad führen, da die Enden der Pflanzen von Durchwuchs zurückgehalten werden.
  • Besonders gegen Ende einer langen Röstphase, wenn das Nachlassen der Keimhemmung zu einem weitgehenden Auswuchs der Samen geführt hat, kann das Wenden durch die dann sehr fest eingewachsenen Köpfe stark behindert werden. Nicht nur die Arbeitsgeschwindigkeit, sondern vor allem die Arbeitsqualität wird davon in Mitleidenschaft gezogen. Die Schwaden weisen dann häufig einen Verzug der Wurzelenden entgegen der Fahrtrichtung auf. Darüber hinaus neigt der Schwad zu Dickenschwankungen infolge der diskontinuierlichen Aufnahme des Flachsstrohes. Schließlich können ganze Schwade so fest gewachsen sein, daß sie nicht mehr zu wenden sind. Diese wiederum behindern die Arbeiten an den Nachbarschwaden.
  • Im Extremfall muß dann ein Herbizideinsatz stattfinden, um überhaupt wenden zu können.

Eine etwas neuere Entwicklung auf dem Gebiet der Wendetechnik stellt der Fußausrichter dar. Diese Vorrichtung wird im hinteren Bereich der Wendemaschine installiert und besteht im wesentlichen aus einem breiten angetriebenen Band, welches durch seine schräge Anordnung die Wurzeln der Flachspflanzen im Verlauf ihrer „Schwebephase“ kurz vor der Wiederablage auf dem Feld auf ein einheitliches Niveau reguliert. Dadurch wird nicht nur der durch das Raufen entstandene Verzug ausgeglichen, sondern es wird auch eventuellen Fahrfehlern vorhergehender Erntemaßnahmen entgegen gewirkt. Ein solchermaßen egalisierter Schwad läuft besser durch die Schwinge und lässt eine erhöhte Langfaserausbeute erwarten

Pressen
Nach dem Erreichen der Röstreife muß der Flachs schnellstmöglich trocken geborgen werden. Er wird dazu von selbstfahrenden oder gezogenen, ein- oder zweischwadig arbeitenden Maschinen, in viereckige oder runde Ballen gepresst. Weitaus am leistungsfähigsten sind die selbstfahrenden Maschinen. Die dreirädrigen Fahrzeuge, bestehend aus Fahrgestell, Aufnahmetisch und Presseinheit, sind von der Achsgeometrie her so ausgelegt, daß nie über liegenden Flachs gefahren werden muß. Wie auch beim Wenden wird das Schwad von einer zweifingerigen Pick-up aufgenommen und mit Gleitschienen und Zackenband einem etwa 1m langen Tisch geführt, wobei ein Teil der im Schwad befindlichen Steine ausfällt. Die Höhenführung der Pick-up erfolgt über ein Tastrad. Der Gleittisch übergibt den Flachs der eigentlichen Presseinheit.
Diese sind von den Flachsmaschinenherstellern zugekaufte modifizierte Fremdteile (z.B. Vermeer, Heston etc) oder Spezialkonstruktionen für Flachs (z.B. Dehondt). Gemeinsam ist allen Rundballenpressen, daß es vom Prinzip her Gurtpressen sind.
Den Einzug in die Presseinheit besorgt eine mit einer Vielzahl von exzentrisch aufgehängten Fingern versehene Pick-up, die einer praxisüblichen Stroh-Pick-up weitgehend entspricht. Sehr einfache gezogene Pressen kommen ohne Aufnahmetisch aus; dessen Aufgabe übernimmt dann die Einzugspickup mit, d.h. diese nimmt dann den Schwad direkt von Boden auf. Die Einzugspickup legt den Flachs einer Presswalze vor, an der die über 4-6 Umlenkrollen geführten Gurte vorbeilaufen und den Flachs kontinuierlich verdichtet zu Ballen von 1,2-1,5m Ø aufrollen. Dabei wird das Schwad in der Länge soweit gestaucht, daß einer Länge von 4m auf dem Feld etwa 1m Schwad in den Rundballen entspricht.
Das Feld wird stets so gepresst, daß die Kapseln im aufgenommenen Schwad nach links zeigen. Das hängt damit zusammen, daß sich in der Schwinge die Entkapselungskämme ebenfalls auf der linken Seite befinden und das Schwad dort genauso abgewickelt wird wie es auf dem Feld aufgewickelt wurde.
Die optimale Restfeuchte für Flachsstroh liegt bei 14-16% Wassergehalt. Liegt die Feuchte des gesamten Materials deutlich darüber (ca 20%), so ist es nur in Notfällen sinnvoll zu pressen.
Die erschwungene Faser wird dann einen muffigen Geruch und eine zu dunkle Farbe bei verminderter Reißfestigkeit aufweisen und daher mit Preisabschlägen belegt werden.
Auf der anderen Seite sollte Flachsstroh auch nicht zu trocken aufgepresst werden. Längere Trockenperioden und niedrige relative Luftfeuchte können den Wassergehalt von in der Mittagszeit gepresstem Stroh auf unter 10% senken. Wird der Flachs dann direkt verschwungen, so wird aufgrund der dann zu spröden Faser eine viel zu geringe Ausbeute erzielt; zudem fehlt den Fasern Glanz und schließlich bewirkt das fehlende Wasser neben dem Preisabschlag noch einen Gewichtsverlust beim Verkauf.
Schnell und gut – selbstfahrende Flachspressen können in einer Stunde mehr Flachs als 50 Menschen mit einem Tag Handarbeit.

Ernteverfahren Wasseröste

Die Wasserröste ist ein sehr altes Verfahren, welches das gleiche Ziel wie die Tauröste verfolgt: Aufschluss der Flachspflanze d.h. Aufspaltung der Pflanzenleime welche Fasern und Holzteil der Pflanze verbinden. Bei der Tauröste wird diese Arbeit überwiegend von Pilzen verrichtet. Die Wasserröste wird dagegen von Bakterien geleistet, welche gleichfalls die Pflanzenleime angreifen. Die Wasserröste beginnt zunächst damit, dass alle leicht löslichen Verbindungen wie Zucker, Aminosäuren oder Nährstoffe ausgeschwemmt werden. Sodann vermehren sich überaus rasch bestimmte Bakterien, wie sie in nahezu jedem natürlichen Gewässer zu finden sind. Diese Bakterien scheiden u.a. jene Enzyme aus, welche die Pflanzenleime aufspalten und so die Verbindung Faser – Holzteil lösen. Bei diesen Vorgängen entstehen jedoch auch sehr kurzkettige organische Verbindungen. Diese können sowohl im Wasser verbleiben als auch gasförmig entweichen. Charakteristisch für die Wasserröste ist der Geruch nach Buttersäure und Schwefelwasserstoff. Ebenso charakteristisch ist die gelbliche Verfärbung des Röstwassers. Wird dieses nicht hinreichend verdünnt, so hat es auf Wasserbewohner ähnlich negative Auswirkungen wie Gülle. Der Fluss Lys in Belgien, in dem noch bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Flussröste betrieben wurde hatte den Beinamen „Goldener Fluss“. In Deutschland war durch kaiserlichen Erlass bereits zur Jahrhundertwende die Wasserröste in öffentlichen Gewässern verboten worden. Diese verlagerte sich dann in Röstteiche für den kleinbäuerlichen Bereich bzw. in Wasserröstanstalten. In diesen Fabriken wurde der Flachs in großen Becken oder Kammern wassergeröstet. Typischerweise waren diese Wasserrösten wegen der von ihnen ausgehenden Geruchsbelästigungen auf der Hauptwindrichtung abgewandten Seite der Dörfer oder Städte. Einerlei ob Fluss-, Teich- oder Bassinröste, nach dem Erreichen der Röstreife wurde der Flachs gespült und zum Trocknen auf Wiesen oder Plätzen zu kleinen Hocken zusammen gestellt. Nach dem Trocknen wurde der geröstete Flachs in luftigen Lagerhäusern konditioniert und schließlich verarbeitet.
Mit Steinen wurden die großen Holzkästen beschwert, in denen das Flachsstroh unter Wasser geröstet wurde

Alternative Verfahren der Flachsernte

Seit jeher hat die ausgeprägte Witterungsabhängigkeit der Tauröste und der hohe Arbeitsaufwand der Wasserröste den Erfindergeist heraus gefordert. Viele Ernte- und Aufschlußverfahren sind erdacht, ausprobiert und wieder verworfen worden. In den letzten Jahren haben einige Verfahren von sich reden gemacht, die immerhin noch in der Diskussion sind.

Ernteverfahren unter Aufgabe der Parallellage
Zwar bringt der aus der klassischen Verfahrenskette resultierende Langflachs (d.h. Bündel paralleler Fasern, vergleichbar einem Roßschweif) den Löwenanteil der Verkaufserlöse, jedoch ist die klassische Erntekette erhebliche Mehrkosten aufgrund des Einsatzes von Spezialmaschinen mit sich und ist die klassische Faserausarbeitung (Flachsschwinge) personal- und investitionsintensiv. Daher lag der Gedanke nahe, mit gängiger Heutechnologie auch die Flachsernte zu bewältigen. Inzwischen hat man sich zumindest von der Vorstellung gelöst, den Flachs mähen zu wollen. Neben den Ertragsverlusten durch verbleibende Stoppeln setzen die zum Zeitpunkt der Ernte noch feuchten und damit besonders zähen Fasern bei der geringsten Scharte binnen kurzer Zeit ein Schneidwerk außer Betrieb. Insoweit verwendet man inzwischen die üblichen Raufmaschinen und wendet und preßt lediglich mit Heutechnik. Durch die daraus resultierende Wirrlage der Flachspflanzen kommt anschließend nur eine ungerichtete Verarbeitung in Frage, die in Verbindung mit systematischen Unregelmäßigkeiten der Röste zu einer allenfalls mittelpreisigen Faser führt.
Eine wesentliche Erweiterung dieses Ansatzes besteht in der Kombination von Raufen mit unmittelbarem Knicken/Brechen des Erntegutes. Dabei werden sofort größere Mengen von holzigen Bestandteilen der Flachspflanze abgetrennt und so eine höhere Faserkonzenztration im Bergegut induziert. Gleichzeit kann die Verweildauer auf dem Feld auf ein bis drei Tage reduziert und damit die Witterungsrisiken erheblich vermindert werden. Auch sind die Erntekosten gegenüber der klasssischen Tauröstkette etwa halbiert. Erkauft wird dies durch einen Verlust an dem Handelsgut Scheben ,welches im Wert deutlich über Weizen liegen kann. Ebenso spricht gegen das Verfahren der vergleichsweise geringe Wert der Fasern.

Ernteverfahren unter Beibehaltung der Parallellage
Der am nächsten liegende Ansatz besteht darin, den Flachs in Parallellage zu raufen und sofort nach dem Abtrocknen aufzurollen. Der dann bei der Faserausarbeitung entstehende ungeröstete Langflachs wird dann chemischen (z. B. Tensiden, Laugen) oder biochemischen Verfahren (z.B. Enzymen) aufgeschlossen und verfeinert. Diese Verfahrensketten sind auf der Stufe Landwirtschaft technologisch und logistisch gut beherrschbar, kranken jedoch an zu hohen Kosten im nachgeordneten Bereich (z.B. chemischer Aufschluss) oder aber an im Vergleich zur Tauröstkette verminderten Faserqualitäten (z.B. enzymatischer Aufschluss).
Ein anderer Ansatz ist die Standröste. Dabei soll der Flachs in stehendem Zustand – nicht im Schwad- rösten. Neben einer verbesserten Homogenität des Erntegutes versprach man sich davon eine Reduzierung der Erntekosten durch Wegfall der Wendearbeiten sowie ein geringeres Witterungsrisiko durch ein beschleunigtes Abtrocknen des stehenden Bestandes. Voraussetzung für das Funktionieren der Standröste ist das vollständige und schnelle Abtöten des Bestandes, so wie es das Herausziehen der Pflanzen aus der Erde beim Raufen vorgibt. Zunächst wurde versucht, mit Totalherbiziden den Bestand abzutöten. Dies war nicht so recht erfolgreich, da aufgrund des ohnehin nahen Wachtumsendes die Chemikalien nicht in der Pflanze verteilt wurden und vor allem die unteren Bereiche überlebten und nicht rösteten.
Erfolgreicher war der Ansatz, die Flachspflanzen durch starke Gasflammen abzutöten, die bis auf den Ackerboden hinab reichen. In die Praxis hat jedoch auch dieses Verfahren keinen Eingang gefunden, obwohl recht homogenes Röststroh realisiert werden konnte.